Prügelei mit den Tschäggättä
Fürs Skilager gingen wir als Klasse ins Wallis.
Unsere achte Klasse ging damals mit 5 Erwachsenen in das Lötschental, genauer zum Skigebiet Lauchernalp.
Im Vorhinein wurden wir schon von unserer Lehrperson gewarnt, dass die Tschäggättä unterwegs seien. Einzelne aus unserer Klasse bekamen eine solch grosse Angst, dass über einen Abbruch gesprochen wurde. Wir Jungs haben uns dann zusammengesetzt und beschlossen, egal was passiert wir gewähren, dass jede Person dieses Lager geniessen kann. Während den ersten 4 Tagen fehlte aber von den Tschäggättä jegliche Spur. Viele waren erleichtert, aber einzelne waren ein wenig enttäuscht nach Hause zu gehen, ohne diese Gestalten zu sehen. Am Abreisetag 5 waren wir alle bereit zum gehen, die Sachen gepackt, die Ski geschultert, nur der Bus glänzte mit Abwesenheit. Die Lehrpersonen versuchten, die BLS zu erreichen und waren deshalb noch im Haus. Zwei Erwachsene waren bei uns. Dann tatsächlich! Die nahezu legendären Fabelgestalten kamen uns zahlreich entgegen. Die gemischten Gefühle aus Ehrfurcht und Vorfreude machten sich in der ganzen Klasse breit. Obschon die Vorfreude zwar bei uns Jungs gross war, wussten wir, was zu tun ist. Mehrere inklusive mir haben sich schnellstmöglich schützend vor die Ängstlichen gestellt. Dann? Eine Stille. Eine Stille, die nur lauter und lauter wurde. Die Jungs standen vor den Tschäggättä. Die Sonne, sie spiegelte sich im frischen Pulverschnee vom gestrigen Abend. Der Geruch von frischem Wind in der Nase. Eine Stille. Das angespannte Anstarren beider Seiten. Die Grenzen, welche sich immer ein wenig verschiebte. Das Geräusch von nervösem Skischuhumherlaufen. Eine Stille. Nach was sich nur als Ewigkeit beschreiben lässt, dann der erste Schlag. Eine Handvoll Schnee, weich aber dennoch schmerzhaft bei Kontakt, glitt über das Gesicht eines Mitschülers. Unter schock starrten wir ihn an, als wäre in diesen Moment zu unserem General ernannt worden. Fast schon majestätisch hob er den Schnee vom Boden auf, lächelte uns an und schleuderte es mit voller Wucht zurück. Ein grösseres Zeichen zum Angriff gibt es sonst nur in den Filmen. Wie eine Horde wütender Hyänen stürzten wir uns auf die Tschäggättä. Jeder mit dem Bewusstsein, dass es Blessuren geben könnte. Ein Junge wurde gewaschen, ein anderer erhielt ein kaltes Erwachen, als der neue Pulverschnee in die Skihose gestopft wurde. Auch die Tschäggättä mussten herbe Verluste einstecken. Der Nacken und die Schuhe waren besonders gute Orte, um schnell einen grossen Schaden anzurichten. Kurz bevor zum letzten Ansturm angesetzt wurde, kamen die Lehrpersonen und haben es unterbunden. Dieser Kampf, der für die Beteiligten wie eine Jahrzehntelange Schlacht schien, war in Wirklichkeit nur 3 Minuten. Nachdem der Streit unter Jugendlichen aufgehoben war, verbrüderte man sich und die Geschichte ging ohne klaren Sieger aus. Bis zum heutigen Tag frage ich mich aber, was wäre, wenn keine Lehrperson dazwischen gegangen wäre? Ich schätze, dass wissen nur wir und die Tschäggättä.